Ray Bradbury

Fahrenheit 451



Es war eine Lust, Feuer zu legen.
Es war eine eigene Lust, zu sehen, wie etwas verzehrt wurde,
wie es schwarz und zu etwas anderem wurde. Das gelbe Strahl-
rohr in der Hand, die Mündung dieser mächtigen Schlange, die
ihr giftiges Kerosin in die Welt hinaus spie, fühlte er das Blut in
seinen Schläfen pochen, und seine Hände waren die eines
erstaunlichen Dirigenten, der eine Symphonie des Sengens und
Brennens aufführte, um die kärglichen Reste der Kulturge-
schichte vollends auszutilgen. Auf dem Kopf den Helm mit dem
Zeichen 451, in den Augen einen flammenden Widerschein
dessen, was nun kommen sollte, knipste er das Feuerzeug an, und
das Haus flog auf in eine gierige Lohe, die sich rot und gelb und
schwarz in den Abendhimmel hineinfraß. Er selber war um-
schwirrt wie von einem Schwarm von Leuchtkäfern. Ein altes
Witzwort kam ihm in den Sinn, und er hätte am liebsten eine
aufgespießte Wurst in die Feuersbrunst hineingehalten, während
die Bücher mit dem Flügelschlag weißer Tauben vor dem Haus
den Flammentod starben. Während die Bücher in Funkenwirbel
aufsprühten und von einem brandgeschwärzten Wind verweht
wurden.
Montag verzog das Gesicht zu dem grimmigen Lächeln des
Menschen, der vor dem sengenden Feuer zurückweichen muß.
Nach getaner Arbeit mochte es vorkommen, daß er dem
Gesicht im Spiegel als dem eines Komödianten, mit Ruß in
einen Neger umgefärbt, belustigt zuzwinkerte.
Auch nachher, wenn er sich schlafen legte, spürte er jeweils
im Dunkeln seine Züge noch zu dem brandigen Lächeln verkrampft.
Es verließ ihn nie, dieses Lächeln, er konnte sich überhaupt
nicht erinnern, es jemals abgelegt zu haben.



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