Hermann Hesse
Der Liebende
Nun
liegt dein Freund wach in der milden Nacht,
Noch warm von dir,
noch voll von deinem Duft,
Von deinem Blick und Haar und Kuß
- 0 Mitternacht,
0 Mond und Stern und blaue Nebelluft!
In
dich, Geliebte, steigt mein Traum
Tief wie in Meer, Gebirg und
Kluft hinein,
Verspritzt in Brandung und verweht zu Schaum,
Ist
Sonne, Wurzel, Tier,
Nur um bei dir
Um nah bei dir zu
sein.
Satum kreist fern und Mond, ich seh sie nicht,
Seh nur
in Blumenblässe dein Gesicht,
Und lache still und weine
trunken,
Nicht Glück, nicht Leid ist mehr,
Nur du, nur
ich und du, versunken
Ins tiefe All, ins tiefe Meer,
Darein
sind wir verloren
Drin sterben wir und werden neugeboren.