
Halb in der Erde vergraben im Untergeschoß des
Akaderniege-
bäudes in Quantico befindet sich die Abteilung
des FBI, die sich
mit der Aufklärung von Mordserien auf der
Basis der Verhaltens-
forschung befaßt. Clarice Starling
erreichte sie erhitzt nach einem
flotten Spaziergang, der sie vom
Schießstand an der Hogan's Al-
ley hergeführt hatte.
Das Gras in ihrem Haar und die Grasflecken
auf ihrer
FBI-Akademie-Windjacke rührten davon her, daß sie
sich
auf der Anlage bei einer simulierten Festnahme unter Be-
schuß
hatte auf den Boden werfen müssen.
Im Außenbüro
war niemand, daher überprüfte sie ihr Spiegel-
bild kurz
in den Glastüren. Sie wußte, daß sie gut
aussehen
konnte, ohne sich zurechtzumachen. Ihre Hände rochen
nach
Pulverdampf, doch zum Waschen war keine Zeit -
Sektionschef
Crawfords Aufforderung hatte jetzt
gelautet.
Sie fand Jack Crawford allein in den aneinandergereihten
unor-
dentlichen Büros. Er stand telefonierend an einem
anderen
Schreibtisch als seinem eigenen, und sie hatte
Gelegenheit, ihn
zum ersten Mal seit einem Jahr flüchtig zu
mustern. Was sie sah,
beunruhigte sie.
Normalerweise sah
Crawford wie ein cleverer Ingenieur mittle-
ren Alters aus, der
sich seinen Weg durchs College vielleicht mit
Baseballspielen
finanziert hatte ein listiger Fänger und zäh,
wenn er
den Gegner blockierte. Nun wirkte er dünn, sein Hemd-
kragen
war zu groß, und unter den geröteten Augen hatte er
dunkle
Tränensäcke. Jeder, der die Zeitungen las, wußte, daß
die
Abteilung für Verhaltensforschung zur Zeit eins aufs
Dach
kriegte. Clarice Starling hoffte, daß Crawford nicht
blau war.
Doch das schien ihr hier höchst
unwahrscheinlich.
Crawford beendete sein Telefongespräch mit
einem scharfen
»Nein«. Er zog ihre Akte unter dem Arm
hervor und schlug sie
auf.
»Starling, Clarice M., guten
Morgen«, sagte er.