Ernest Hemingway

Die Nick Adams Stories



  


Drei Schüsse


Nick zog sich im Zelt aus. Auf der Plane sah er die Schatten, die
sein Vater und Onkel George im Schein des Feuers warfen. Er
fühlte sich unbehaglich, und er schämte sich; er zog sich aus, so
rasch er konnte, und legte seine Kleider sauber zusammen. Er
schämte sich, weil ihm beim Ausziehen die vergangene Nacht
einfiel. Den ganzen Tag über hatte er die Erinnerung daran ver-
drängt.
Sein Vater und der Onkel waren nach dem Abendessen über
den See gefahren, um mit der Laterne zu fischen. Ehe sie das Boot
ins Wasser hinausschoben, hatte sein Vater gesagt, er solle das
Gewehr nehmen und dreimal schießen, wenn irgend etwas los
sei; dann würden sie sofort zurückkommen.
Nick ging vom Seeufer durch den Wald zum Lager. Draußen
im Dunkel hörte er die Ruder des Bootes. Sein Vater ruderte, und
sein Onkel saß mit der Schleppangel hinten im Boot; er hatte die-
sen Platz eingenommen, während sein Vater das Boot hinaus-
schob. Nick lauschte, bis das Geräusch der Ruder draußen auf
dem See nicht mehr zu hören war.
Während er durch den Wald zurückging begann er sich zu
fürchten. Im Wald fürchtete er sich nachts immer ein bißchen. Er
öffnete die Zeltklappe, zog sich aus und lag dann, in die Decken
gehüllt, ganz still in der Dunkelheit. Draußen war das Feuer zu
einem Häufchen Glut heruntergebrannt. Nick lag reglos und
versuchte einzuschlafen. Es war totenstill. Nick dachte, wenn er
nur einen Fuchs bellen hören würde, oder den Ruf einer Eule,
oder irgend etwas, dann wäre alles in Ordnung. Es war noch
nichts Bestimmtes, wovor er Angst hatte. Aber die Angst wuchs.

 


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