Konstantin Wecker

Stilles Glück, trautes Heim


Stilles Glück, trautes Heim,
keiner schaut zum Fenster rein.
Mutti strickt, Vati kickt wochenends
im Sportverein.

Freunde hat man einige,
zum Beispiel die Frau Reineke,
und nebenan die Müllers, ja,
die sind auch schon mal da.

Reihenhaus, Berg am Laim,
früher Asylantenheim,
doch das gibts schon
lang nicht mehr,
geschlossen von der Bürgerwehr.

Opa hat sich zwar entsetzt
nach Jamaica abgesetzt.
Doch der war, das ist bekannt,
schon unter Adolf Querulant.

Samstags nach der Tagesschau
schlägt Vati Mutti grün und blau,
denn wirklich will er, das ist klar,
zu Erwin in die Homobar.

Doch weil man das nicht machen soll,
kriegt Mutti halt die Hucke voll.
Die trifft sich dafür ab und an
mit dem Filialleiter von Tengelmann.

Tochter hat deutschen Mann,
Bubi steht für Deutschland stramm,
und der deutsche Schäferhund
beißt auch manchmal ohne Grund.

Sonntags sitzt man beim Kaffee
voller Haß am Kanapee,
treu vereint, doch so allein,
stilles Glück und trautes Heim.



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