William Wharton

Birdy























- Nun komm schon, Birdy! Ich bin's, Al. Ich bin extra von
Dix hergefahren. Also laß endlich den Quatsch !

Ich lehne mich zurück und stecke den Kopf durch die Tür. Am
anderen Ende des Ganges sitzt immer noch dieser komisch
aussehende Wärter-Sanitäter im weißen Mantel.
Ich linse durch die Käfigtür. Birdy kauert genau in der
Mitte am Boden und blickt nicht mal in meine Richtung. Er
hockt in der gleichen Stellung wie damals immer im Tauben-
schlag, wenn er neue Federn an sein gruseliges Taubenkostüm
nähte. Falls dieser Doktor-Major-Psychiater je was von dem
Taubenkostüm erfährt, Mann, dann kettet er Birdy bestimmt
am Boden fest.
Es war manchmal richtig zum Fürchten. Ich ging nach oben
in den Taubenschlag und erwartete dort nur Tauben, doch
hinten im Dunkeln hockte Birdy und nähte Federn an diese
langen Unterhosen. Birdy kam oft auf die merkwürdigsten
Ideen.
Und jetzt hab ich ihn wieder vor mir, da kauert er mitten in
diesem weißen Raum und will mich nicht kennen. Ich werfe
noch einen verstohlenen Blick auf den Gang hinaus.

- Komm schon, Birdy. Hör endlich auf damit! Ich weiß,
daß du kein richtiger Vogel bist! Hör schon auf mit dem
Theater, das bringt nichts mehr. Himmel Herrgott, dieser
beschissene Krieg ist vorbei! Hitler, Mussolini, Tojo, die
ganze Bande hat ausgeschissen!


Nichts. Vielleicht ist er übergeschnappt. Ob dieser Psychiater
weiß, daß wir ihn Birdy nennen? Birdys alte Dame sagt's ihm
bestimmt nicht; ich glaube, die weiß es selber nicht.
Birdy kehrt mir den Rücken zu. Er dreht sich einfach auf
der Stelle, zusammengekauert, die Hände seitlich an den Kör-
per gepreßt. Durch ein kleines, hohes Fenster in der gegen-
überliegenden Wand starrt er nach oben in den Himmel.
Der Doktor-Major will, daß ich von Dingen rede, die wir
zwei, Birdy und ich, zusammen erlebt haben. Sie haben mich
aus dem Lazarett in Dix oben rausgelassen und hierher ge-
schickt. Mein Gesicht steckt immer noch in einem Verband,
und ich muß mich noch mal operieren lassen. Wenn ich esse
oder rede, tut es weh, und jetzt rede ich schon seit neun heute
morgen wie ein Verrückter. Ich weiß bald nicht mehr, was ich
sagen soll.



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